Artikel aus der Nahe-Zeitung vom 11.06.2024

Idar-Oberstein. Die gute Stimmung schlug den Besucherinnen und Besuchern entgegen, kaum dass sie die Stufen zum Eingang von Schloss Oberstein erklommen hatten. Wer deutlich später als eine Stunde vor Konzertbeginn eintraf, hatte kaum noch Chancen auf einen (bequemen) Sitzplatz. Bei strahlendem Wetter schlürfte man Sekt oder genoss seine Grillwurst, freundlichst serviert vom Gastgeber, dem Burgenverein.

Pünktlich um 18 Uhr zogen sie durch die Menge ein, die schönen Worte aus Joseph von Eichendorffs „Schläft ein Lied in allen Dingen“ als Kanon singend. So zart und zurückhaltend blieben sie aber nicht. Ihr kleines Konzert hatten sie unter das Motto gestellt: „Was ich schon immer mal (wieder) singen wollte.“ Schon bei der Begrüßung versprühte die Chorleiterin Bettina Wegmann gute Laune und freute sich über das tolle Wetter, das sie so freund‐ lich unterstützte.
„Jedes Lied hat eine Patin“, erklärte sie. Sie selbst stand für die erste Nummer „On the Sunny Side of the Street”. Man erfuhr, dass es im Jazzstandard aus der Zeit der Rassen‐ trennung in Amerika um die Seite ging, von der die Schwarzen träumten. Cantabile bot den Song in einer fetzigen Version, so wie man sie kennt: mit großer Bühnenpräsenz, jede Einzelne hochaktiv, und mit einer kleinen Choreografie.
Sie können sich glücklich schätzen, als „Band“ am Piano Hemmi Donié sitzen zu haben. Mit allen pianistischen Wassern gewaschen, sehr einfühlsam und blitzschnell bereit, sich auf jedweden Stil einzustellen, lieferte es ihnen eine perfekte Basis für ihre immer spritzigen, teils überaus witzigen Lieder. Ob das mit Text versehene „Take Five“ von Dave Brubeck (es handelt sich um fünf Minuten Auszeit) „Fly Me to the Moon“ (mit einem coolen Solo von Donié) oder „You Make Me Feel Like a Natural Woman“, stets präsentierten sie die Songs mit Leidenschaft und viel Liebe zum Detail in den Bewegungen oder Illustrationen.
Große Begeisterung rief der von einer kleinen Besetzung von sechs Frauen inszenierten „Konjuktur-ChaChaCha“ hervor, den in den 50er-Jahren Hazy Osterwald mit seinem Sextett erschaffen hatte. Die „Herren“ in schwarzen Anzügen, die aufgetakelte Chefsekretärin – das war herrlicher Klamauk bei guter Musik. Und der nächste folgte. Ebenfalls aus der Feder von Hazy Osterwald und immer noch beliebt: Bei ihrer Darbietung von „Kriminaltango“ konnte man Tränen lachen. Denn an dramatischer Stelle öffnete eine „dunkle Gestalt“ ihren Mantel und gewährte einen kurzen Blick auf die rote Laterne vorm Bauch!
Schön, dass sie den Schlager als ungeplante Zugabe noch einmal auspackten. Zu ihren Glanznummern gehört auch ihr selbstironisches „In jeder Frau steckt ein Stück Hefe“. Bei seinem Solobeitrag über das Thema des Marschs der Zinnsoldaten aus Tschaikowskis Nussknacker brachte Donié sein Klavier zum Wackeln, so sehr geriet er in Spiellaune. Mit Läufen und donnernden Akkorden fegte er zur Freude aller über die Tasten, als hätte er bis dahin in der Ecke gesessen und nicht schon Großes geleistet. Nein, obwohl sie ein paar Jährchen älter geworden sind, knirschen die Knochen noch nicht. Sie bringen ihr Publikum gehörig in Schwung und rufen Begeisterungsstürme hervor. Ihr Konzept funktioniert: eine Stunde knackige Musik, liebevoll und akribisch vorbereitet und mit viel Power präsentiert. Chapeau! Jutta Gerhold
Ein dynamisches, kraftvolles und einfach gelungenes Konzert erlebten die Zuhörer auf Schloss Oberstein. Das Ensemble Cantabile zeigte sich von seiner besten Seite. Foto: Hosser

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